Cizre, Ach Cizre!

Auf dem YouTube-Kanal der HDP (Demokratische Partei der Völker) wurde vor einigen Tagen eine kurze (englische) Videodokumentation zu den Massakern an der kurdischen Zivilbevölkerung in Cizre veröffentlicht.
Die ersten Ausgangssperre seitens des türkischen Militärs wurde zwischen dem 4. und 12. September erlassen. Danach gab es vier weitere Ausgangssperren. Die längste begann am 14. Dezember – sie ging 79 Tage lang. Dabei wurden 251 Menschen getötet, die meisten davon ZivilistInnen. 172 Leichname sind so entstellt, dass bisher nicht geklärt werden konnte, zu welcher Person sie gehören. 79 Körper wurden mittlerweile beerdigt, ohne zu wissen, wer es war.
In der Dokumentation werden echte Telefonataufzeichnungen gezeigt, von (verletzten) HDP-GenossInnen, die in verschiedenen Kellern der Stadt eingesperrt waren und per Handy um Hilfe und Krankenwägen rufen. Dies sind ihre letzten Lebenszeichen. Stunden danach wurden sie, teils bei lebendigem Leibe, von türkischen „Sicherheits“kräften angezündet.

Die Dokumentation könnt ihr euch hier anschauen. Bitte verbreitet sie weiter:

Wie ihr seht, wurden die meisten Aufnahmen in der Dokumentation von der kurdischen Dicle Haber Ajansi (DIHA) Nachrichtenagentur angefertigt. Diese ist in den letzten Wochen einer massiven Repression ausgesetzt, da der türkische Staat kein Interesse daran hat, dass sein Terrorismus, seine Verbrechen an die Öffentlichkeit gelangen.
Heute wurde gegen Hakk? Y?lmaz, den DIHA-Korrespondenten aus der Stadt Antep, an der syrischen Grenze, Haftbefehl erlassen. Warum? Yilmaz war der erste Journalist, der beim Selbstmordanschlag auf eine Polizeiwache in Antep vor Ort war und berichtet hat. Gleich danach wurde mal wieder einn Bericherstattungsverbot erlassen, der Journalist gewaltsam festgenommen und seine komplette Wohnung durchsucht und auf den Kopf gestellt. Der Vorwurf: Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation.
Er ist nun schon der zehnte inhaftierte Journalist alleine von der DIHA-Agentur. Und die Repression geht weiter: Heute wurde in der Region Mardin bei einer Hausdurchsuchung der DIHA-Korrespondent Abdulkadir Turay in Untersuchungshaft genommen.

hakk?-y?lmaz

Der inhaftierte DIHA-Journalist Hakk? Y?lmaz ist nur einer von zehn Journalisten, die derzeit alleine von der kurdischen Nachrichtenagentur im Gefängnis sitzen.

diha tutuklula

Die zehn inhaftierten DIHA-JournalistInnen

PS: Zur heutigen Rücktritts-Ankündigung des (Noch-)Ministerpräsidenten Davutoglu fällt mir nur ein Kommentar ein: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.
Und wenn es sich nicht verträgt, kommt nur wieder ein anderer Erdogan-Getreuer ans Ruder.